„Es kostete mich Überwindung, vor Leuten aufzutreten.“
Man kennt Wolfgang Feistritzer in seiner Rolle als Petutschnig Hons aus zahlreichen Social-Media-Videos und von seinen KabarettAuftritten. Unterhaltung und Reflektieren gehen bei ihm Hand in Hand. Feistritzer im Interview.
Für die Musik-Hits „15er Steyr“ und „Motorsoog“ wurde Petutschnig Hons aus Schlatzing mit Gold und Dreifach-Platin ausgezeichnet.
VILLACH exclusiv: Sie haben im Jahr 2000 im Laientheater begonnen, und kurz darauf haben Sie den Schritt zum Kabarett gemacht. Wie kam es dazu?
Wolfgang Feistritzer: Nach der Matura hat man bei uns in der Ortschaft jemanden für das Theater gesucht. Beim Fortgehen hat man mich überredet, mitzumachen, obwohl es mich Einiges an Überwindung kostete, vor Leuten aufzutreten. In Schulzeiten hatte ich sogar Angst, wenn ich vor der Klasse stehen musste, um die Fragen der Lehrer zu beantworten. Das Theater war eine Überwindung für mich, aber als ich mich getraut habe, funktionierte es dann ganz gut.
Das Kabarett interessiert mich bereits seit meiner Jugend. Ich hatte CDs von den Hektikern und habe mir Filme von Josef Hader oder Roland Düringer, damals noch auf Videokassetten, angesehen. Bei Schulausflügen haben wir im Bus Alexander Bisenz alias Alfred Wurbala gehört und mussten viel lachen. Schließlich habe ich mich getraut, ein paar Minuten bei einem Kabarett-Wettbewerb mitzumachen, und dann führte eines zum anderen.
Ihr Alter Ego, Petutschnig Hons, thematisiert viele Missstände. Dient der Humor dann auch als Ventil?
Der Vorteil beim Petutschnig ist, dass er viele Sachen sagen kann, die man als Privatperson nicht so leicht über die Lippen bringt. Wenn man beim Kabarett aber 90 Minuten lang nur schimpft, dann interessiert das auch keinen. Ich will eine bunte Mischung finden und den Besuchern gute Unterhaltung bieten. Sie sollen lachen und sich amüsieren. Wenn Umstände mich ärgern, kann ich das verpackt in dem Humor unterbringen. Mit Humor kann man viel verarbeiten, und oft dient er auch als Ventil.
Handelt es sich bei Ihren Youtube-Videos um geschriebene Sketche oder hauptsächlich um Improvisation?
Teils, teils. Es gibt schon Videos, bei welchen ich vorher ein bisschen plane und mir ein paar Notizen mache. Wenn ich mir zu viel aufschreibe, wird es dadurch aber oft schwieriger. Am besten gefallen mir die Videos, bei welchen ich spontan was mache. Wenn ich in der Früh die Zeitung lese, mich ärgere, fünf Stichwörter notiere und das Ganze mit einer Pointe verpacke, dann entstehen daraus die besten Videos.
Und die Videos werden von Ihrer Frau oder einem Ihrer vier Kinder aufgenommen?
Genau. Mit meiner Frau bespreche ich mittlerweile auch die meisten Themen für meine Kabarett-Auftritte. Bei meinem Programm „Ich will ein Rind von dir“ habe ich auch Paul Pizzera einmal drüber schauen lassen. Wenn 2–3 Leute einem die ehrliche Meinung zu einem Programm sagen und was man besser weglässt, finde ich das gut. Bei meinem neuen Programm „Bauernschlau“, das mit dem Jahr 2024 starten wird, hat meine Frau schon einiges verbessert und war stark eingebunden. Das neue Programm wird jene ansprechen, die kritisches Kabarett mögen, und jene, die gerne lachen.
Für die Musik-Hits „15er Steyr“ und „Motorsoog“ wurden Sie mit Gold und Dreifach-Platin ausgezeichnet.
Ja, das ist ja eigentlich unabsichtlich passiert. Es ist kein Geheimnis, dass ich kein großer Musiker bin. Im ersten Petutschnig-Programm hatte ich nur zur Gaudi einen EminemRap drinnen. Im zweiten Programm coverte ich „Ring of Fire“ von Johnny Cash und machte ein potschertes Video auf Youtube, das gut angekommen ist. Dann haben wir „15er Steyr“ aufgenommen, und auch das wurde überraschend gut angenommen.
Sie hatten auch Nebenrollen im Landkrimi „Waidmannsdank“ und im Kinofilm „Das schaurige Haus“. Wie viel Spaß macht Ihnen die Schauspielerei?
Das war eine schöne Erfahrung. In der Kleinen Zeitung wurde ein Casting in Klagenfurt beworben. Ich dachte, es bringt nichts, extra dorthin zu fahren. Meine Frau hat mich ermutigt, und ich wurde tatsächlich für zwei Rollen gecastet. Am Set habe ich Schauspieler kennengelernt, die schon in einer eigenen Liga spielen. Das sind wirklich Profis, und ich dachte, man muss am Boden bleiben und seine Grenzen kennen. Ich habe stets einen respektvollen Umgang erlebt, und die Dreharbeiten waren immer sehr angenehm.
Welchen Bezug haben Sie zu Villach?
Da muss ich fairerweise sagen, es gibt deshalb einen Bezug, weil sich dort eben das Krankenhaus befindet und ich dort geboren wurde. Ich bin stolzer Maltataler und hier stark verwurzelt. Es ist aber auch schön, ein paar Tage auswärts zu sein. Villach ist eine schöne Stadt, und ich genieße das Flair in der Fußgängerzone, das mich ein bisschen an Italien erinnert. Mein erster Kabarett-Wettbewerb und mein erster Auftritt mit unserem Kabarett-Duo, das es damals noch gab, fanden ebenfalls in Villach statt.
Sie haben aber auch schon Shitstorms hinnehmen müssen. Wie geht man damit um?
Vor allem in den Jahren 2013, 2014 und 2015 wurde der Petutschnig Hons auf Facebook angefeindet. Das war schon ungewohnt für mich und hat mich beschäftigt. Am Anfang war es nicht leicht, mittlerweile weiß ich, besser damit umzugehen. Man kennt mit der Zeit gewisse Profile, die offenbar viel Zeit haben und denen fad ist. Ich nehme es lockerer und muss manchmal sogar schmunzeln. Und in Sachen Reichweite und Bekanntheit kann ein Shitstorm auch Vorteile bringen.
Interview: Christian Granbacher