Was tun gegen das Gasthaussterben?
Unser Gasthaus, egal ob in der Stadt, am Stadtrand oder draußen am Land, weist eine hohe Sterblichkeitsrate auf. In Deutschland nennt man das Phänomen längst „Kneipensterben“.
Seit jeher ist das gastliche Haus, ob als Café, Espresso oder Bar geführt, ein Jammerlappen- und Schmähbrüdertreffpunkt, eine Angeberplattform und ein Neugierigenhorchposten. Oder kurz und gut, das Kommunikationszentrum im Dorf oder im Stadtteil. Hier tauscht „Mann“ sich aus, hier treffen sich auch Damenkränzchen. Wer am Laufenden sein will, muss ins Gasthaus. Sport, Politik, die letzte Bergtour, diverse Krankheiten, der Preis des Neuwagens und der letzte Rausch des Herrn Dings sind wichtige Themen. Trotzdem sperren immer mehr Gasthäuser zu. Was sind die Gründe für das Gasthaussterben? Fachleute sehen u. a. das Festhalten an alten Konzepten als Fehler. Ein Hemmschuh ist die unglückliche Kombination Alkohol und Fahrtauglichkeit. „Seit Corona trinken einige ihr billiges Dosenbier mit Freunden daheim in der Garage oder unterm Carport“, erzählt ein Insider.
Was kann der Gast tun?
Für viele ist der „Einkehrschwung“ bei der Wirtin oder beim Wirten der Tageshöhepunkt, doch die Inflation zwingt zum Sparen. Das spüren auch die Gastronomen. Hinzu kommt ein Mitarbeiterproblem. Immer weniger wollen in der Gastronomie arbeiten. Vielleicht sollte sich auch der Gast hinterfragen. Das gepflegte Glas Bier, ein feines Glas Wein, der Plausch beim guten „Schalerl“ Kaffee mit interessanten Gesprächspartnern hat seinen Wert. Wie ein gutes Essen aus Produkten der Region.
So arbeiten erfolgreiche Wirtsleute
Wirt und Koch Kurt Schoffnegger vom Gasthof Genottehöhe in Villach setzt auf die Variante Familienbetrieb. „Selber anpacken miaß ma. Sonst geht des nit“, betont er und steht zu diesem Zeitpunkt seit zwei Wochen trotz Kreuzbandrisses in der Küche. Er und Gattin Christa stehen oft von 7:30 Uhr bis 22 oder 23 Uhr im Betrieb. Die lange Arbeitszeit macht auch das Thema Mitarbeiter zum Problem.
Noch gibt es auf der Genottehöhe Essen über den Tag, doch Schoffnegger meint, dass die ganztägige Gasthausküche aufgrund der Personalsituation bald nicht mehr machbar sein wird. Doch dem Erfolgsrezept des Hauses bleibt man treu. Essen wie bei Mama, traditionelle bodenständige Küche lockt die Gäste hinauf in das Haus mit Stadtblick. Ritschert, Kuttelsuppe, gebackene Kalbsleber, verschiedene Nudelsorten, Kaspressknödel oder das Kalbsbeuschel mit Semmelknödel gibt es nicht überall. Neben den Schwerpunkttagen setzt Familie Schofnegger auch auf Genusswochen wie den Villacher Bierherbst oder den besonders beliebten Schlachtschmaus Mitte Jänner.
Einzelkämpferin
Im Zentrum von Zlan arbeitet Heidi Herz als Einzelkämpferin in ihrem Café Postkastl mit Schanigarten. Einheimische und Durchreisende zählen zu ihren Gästen. Die Lage ist gut. Das Café liegt neben dem Gemeindeamt, vis-à-vis Unser Gasthaus, egal ob in der Stadt, am Stadtrand oder draußen am Land, weist eine hohe Sterblichkeitsrate auf. In Deutschland nennt man das Phänomen längst „Kneipensterben“. Heidi Herz werkt als Einzelkämpferin in Zlan. Foto: KK Jahresausgabe 2024 Seite 63 der Kirche und am Schnittpunkt der Straßen zum Weißensee und aufs Goldeck. Es trägt mit der individuellen Innenausstattung die Handschrift der Chefin. Die steht von 8 bis 19 Uhr im Lokal. Als Sympathieträgerin fungiert sie ebenso wie als Bedienende, Unterhaltende und seit 2014 als Postpartnerin. Geöffnet hält Heidi ihr Café mit selbstgemachten Mehlspeisen und kleinen Imbissen an fünf Tagen in der Woche.
Die Einheimischen kommen zum Gespräch vorbei, zwei Kartenrunden zählen zum Gästekreis. Ebenso Urlauber, Ausflügler oder Radfahrer. Der beste Tag ist der Sonntag. Seit Corona bemerkt die Wirtin ein anderes Gästeverhalten. Trotzdem macht Heidi mit viel Herzblut weiter. Dass ihr der Beruf Freude macht, spürt man. Zwei Anliegen hätte sie noch: Eine Stütze wird gesucht, und für Kleinbetriebe würde sie ein Förderprogramm begrüßen.
Wirt und Caterer
Das Sportcafé an der B 100 samt Catering als zweites Standbein betreibt Walter Unterrieder in Feffernitz. Mit letzterem machte er sich im Laufe der Jahre nicht nur im Unteren Drautal einen Namen. „Gastronomisch ist Feffernitz“, so der Wirt, „ein guter Boden. Es gibt noch drei Lokale und ein Wochenendlokal. Das Tagesgeschäft ist seit Corona etwas weniger geworden, aber ich darf nicht klagen.“
Neben dem Catering setzt Unterrieder auf Veranstaltungen im Haus. Vereine und Pensionisten treffen sich hier, man feiert Geburtstage und Hochzeiten beim Walter. Seine Gäste kommen aus verschiedenen Alters- und Berufsschichten. Die Kommunikation funktioniert. Der Knüller ist das 17 Tage dauernde Oktoberfest. Hinzu kommen Pizza- oder Wildwochen und der Kirchtag. Eine moderne Sauna für Gruppen gehört mit zum Angebot. „Sie brachte eine gewisse Belebung“, betont der Wirt mit fundierter Ausbildung und Ideenreichtum. Essen bietet er seinen Saunagästen in den Saunaräumlichkeiten oder im Lokal. Ganz wie gewünscht. Ehrgeiz und Fleiß sieht Walter als Erfolgsrezept.
Zwischen Stadt und Land
Seinen Heimatort Zauchen trägt der Zauchnerwirt im Namen. Gabriele und Michael Heber können den Standort am Stadtrand mit belebten Vororten mit viel Einsatz für ihr Wirtshaus nützen. Das Stammpublikum kommt aus der Stadt, den umliegenden Ortschaften, aber auch von weiter her. „Die Gäste wissen es zu schätzen, wenn die Wirte mit anpacken und ansprechbar sind“, erzählt Heber bei Arbeiten am Ruhetag. Darüber hinaus setzt er auf Qualität. Als gute Idee erwies sich das Cordon-Bleu-Festival. Stolze 14 Sorten standen zur Auswahl. Ein Renner ist auch der Backhendlschmaus am Freitag. Im Wesentlichen setzt man auf gutbürgerliche Küche. Zweimal im Jahr wird die Speisekarte überarbeitet. Überdies bemühen sich die Wirte immer wieder um optische Neuerungen im Lokal. Das ist übrigens barrierefrei. Den Betrieb halten die Hebers mit vier treuen Mitarbeitern in Schwung. Auch das ist ein Teil des Erfolgsrezeptes gegen das Gasthaussterben.
Text: Hans Messner