Theater-Großprojekt auf Burg Landskron
Theatermacher und Projektleiter Alfred Meschnigg inszeniert mit über 50 Laiendarstellern ein Stück Kärntner Geschichte. Uraufführung ist am 12. Juni.
„Der Fluch der Rose ist ein Historienroman, der aus Liebe zu Kärnten geschrieben wurde. Ihn also auch genau hier, an einem der historischen Schauplätze von früher aufzuführen, liegt auf der Hand“, so Projektleiter und Regisseur Alfred Meschnigg – ein, wie er sich auch selbst bezeichnet, „alter und erfahrener Hase im Geschäft“, jahrzehntelanger Leiter der Kulturabteilung in Villach und Initiator zahlreicher aufsehenerregender Kulturerlebnisse. Mit seinen bislang 142 Inszenierungen – von Schweden über Deutschland bis Südtirol – hat der Villacher die Erfahrung, die Leidenschaft und auch die Ruhe, dieses außergewöhnliche Projekt umzusetzen: „Auch wenn dieses Stück eine ganz besondere Herausforderung ist, mich kann da nichts erschüttern, und ich freue mich darauf.“
Der Fluch der Rose
Die Romanvorlage stammt vom deutschen Bestseller-Autorenpaar Iny Klocke und Elmar Wolrath, die seit Jahren eine enge Freundschaft mit Meschnigg verbindet. Unter dem Pseudonym Iny Lorentz haben die beiden mittlerweile mehr als 35 Bücher geschrieben und über 20 Millionen Exemplare verkauft. „Die Wanderhure“ gehört zu ihren bislang bekanntesten Werken. „Einmal habe ich ihnen von der Fuggerau in Gailitz erzählt, wo die reichen Fugger um 1500 ein Saigerwerk betrieben haben, also ein Werk, in dem Metalle aufgrund verschiedener Temperaturen getrennt werden. Iny und Elmar waren voll begeistert und gleich Feuer und Flamme, darüber ein Buch zu schreiben“, erzählt Meschnigg. „Wir sind dann gemeinsam für Recherchezwecke zehn Tage im ganzen Alpen-Adria-Raum herumgefahren – zu den historischen Schauplätzen, zu den Wallfahrtsorten, zu allen Orten, die mit Eisen und Metall zu tun hatten – und ein Jahr später war das Buch fertig.“ Der Historienroman wurde mittlerweile mehr als 250.000-mal verkauft, und seit er 2019 bei der Erstpräsentation in Arnoldstein aus der Taufe gehoben wurde, hat „Der Fluch der Rose“ nur darauf gewartet, auch auf die Bühne gebracht zu werden. Jetzt ist es so weit.
Ein besonderer Ort für ein einzigartiges Theater-Großprojekt
„Ich habe glücklicherweise schon viel Erfahrung in diesem Bereich; habe zum Beispiel dreimal die Passion nach Lukas mit rund 100 Amateur-Darstellern gemacht, 2015 Die Wanderhure im Rahmen der Freilichtsommerspiele Südtirol auf der Burg Runkelstein bei Bozen inszeniert oder zuletzt, 2023, im Aguntum-Museum in Osttirol auch Das Mädchen von Agunt, ebenfalls nach einer Romanvorlage von Iny Lorentz“, so Alfred Meschnigg. „Aber dieses Projekt auf der Burgruine Landskron ist jetzt schon eine ganz besondere Herausforderung, denn aktuell ist da ja außer einem Hügel noch nichts. Da muss jetzt erst einmal alles entstehen, angefangen von den vier Spielterrassen über die Tribünen mit Platz für rund 250 Besucher bis hin zu den Klos.“
Warum dann aber die Burgruine Landskron? „Weil sie einen geschichtlichen Bezug zur Handlung hat und vergangenen Herbst zu Recht zum schönsten Ort Österreichs gewählt wurde. Es ist ein Ort mit einer ganz besonderen Atmosphäre – perfekt für ein kulturelles Großereignis wie dieses.“
Es wird zugehen wie auf einem Ameisenhaufen
50 Amateurschauspieler auf einer Bühne, die bislang gar keine Bühne ist. „Es ist ein Hügel, mehr nicht. Und doch ist es etwas Einzigartiges; die Mitwirkenden kommen dafür extra von Hermagor bis Ferlach aus ganz Kärnten angereist. So etwas macht man ja eigentlich auch nur einmal im Leben; auf einer Bühne oder im Theater spielt man bald einmal, auf einer Burgruine, wo man beim Spielen am Hügel herumklettern muss, das ist dann natürlich schon ein großes Abenteuer.“
Grundlage für das Stück sind 670 Buchseiten, „und die müssen wir in der Bühnenversion in 50 Szenen und rund 100 Spielminuten hineinpferchen“, so Meschnigg. Um das zu realisieren und besonders bildhaft zu inszenieren, werden die einzelnen Szenen vom Regisseur filmschnittartig im Zwei- bis DreiMinuten-Takt aneinandergereiht; auch die Spielstätte auf den vier Terrassen wird so konzipiert, dass der Bühnenumbau maximal zehn Sekunden dauern wird.
Ein zukunftsweisendes Projekt und starker Impuls für die ganze Region
„Ich bin sehr dankbar, dass es überhaupt möglich geworden ist, vor allem auch in finanzieller Hinsicht, dieses spektakuläre Theatergroßprojekt umzusetzen“, so Meschnigg, „und am meisten freue ich mich, dass sogar das Autorenpaar Iny Klocke und Elmar Wolrath ein Startkapital für dieses Projekt zur Verfügung stellen“. Finanzielle Unterstützung kommt dabei auch von der Stadt Villach, dem Land Kärnten und Tourismusverband Villach und Region Villach – Faaker See – Ossiacher See. „Der eine oder andere private Sponsor würde uns aber in der Arbeit noch enorm weiterhelfen – und wert ist es auf alle Fälle, daran teilzuhaben, denn es ist eine Bereicherung und ein Mehrwert für die ganze Region.“
Begeistert zeigt sich der Theatermacher auch von der Zusammenarbeit mit dem Burgbesitzer von Landskron. „Wir haben eine großartige Kooperation, und ich glaube, wir ergänzen uns sehr gut. Im Grunde können wir ja auch nur voneinander profitieren, denn es bietet sich für die Gäste an, früher hochzukommen, erst noch gemütlich etwas zu essen und dann später die Vorstellung zu besuchen. Das soll für alle Beteiligten ein rundum wunderbarer und unvergesslicher Sommerabend auf der Burg Landskron werden.“
Insgesamt 16-mal wird die Bühnenfassung von „Der Fluch der Rose“ auf der Burgruine Landskron zu sehen sein. Die Welturaufführung ist für den 12. Juni 2025 geplant.
Zum Inhalt
Iny Lorentz, Autorin von „Die Wanderhure“, verbindet auf geschickte Weise ein spannendes Stück Geschichte mit dem dramatischen Schicksal zweier junger Menschen. Eine verbotene Liebe und ein mörderischer Mönch zur Zeit der Fugger um 1500 in Kärnten, Venedig, Deutschland und Spanien. Zwei junge Frauen bäumen sich um 1500 mit Erfolg vehement gegen ihre Rechtlosigkeit, gegen den gnadenlosen Gehorsam gegenüber dem Vater und der Tradition auf. Die reichen Fugger betreiben auf dem Fernhandelsweg – Venedig/Ostungarn/Slowakei – in der „Fuggerau“ in Gailitz bei Arnoldstein ein Saigerwerk, in dem Metalle aufgrund verschiedener Temperaturen getrennt werden. In dem nahegelegenen Kloster wird ein Waisenkind zu einem intelligenten jungen Mann erzogen, zu einem Priester geweiht. Die Liebe kennt bekanntlich keine Grenzen, er verliebt sich auf den ersten Blick in die junge Tochter eines Fuggers.
Text: Gerlinde Tscheplak