Altbestand boomt aufgrund
hoher Immopreise
Im Umfeld stark steigender Immobilienpreise sind immer mehr Menschen bereit, Altbestand zu kaufen und diesen zu sanieren – egal, ob es sich dabei um eine Altstadtwohnung, ein sanierungsbedürftiges Einfamilienhaus oder um ein historisches Bauernsacherl handelt.
Waren Altbausanierungen früher vor allem etwas für Romantiker, zwingen die hohe Inflation und die rasante Preisentwicklung am Immobiliensektor jene, die Eigentum erwerben wollen, dazu, ideenreich zu agieren. Ganz einfach gesagt: Der Kauf eines älteren Objektes bleibt dann häufig die einzige noch leistbare Option. Das muss aber gar nicht als Nachteil verstanden werden, denn der Charme alter Häuser hat oft eine große Wirkung.
Es gibt eine Reihe weiterer Vorteile: Altbestand zu erwerben bedeutet immer, die Versiegelung neuer Flächen zu verhindern. Wer also ein schon seit Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten bestehendes Gebäude kauft und nicht neu baut, tut auch in Sachen Nachhaltigkeit etwas Gutes. Neben den Flächen, die geschont werden, geht es dabei auch um das Einsparen von Beton, der einen schlechten ökologischen Fußabdruck mit sich bringen würde. Unter ökologischen Aspekten liegt der Altbau meistens vorne, auch wenn er bis auf die Grundmauern saniert werden muss. Denn: Allein die Errichtung des Rohbaus macht 50 Prozent des Gesamtenergieaufwandes eines Neubaus aus.
Mehr Einwohner brauchen mehr Wohnraum
Nachverdichtung ist ein wichtiges Schlagwort, denn ein großer Teil der Zukunft von Immobilien liegt im Bestehenden – allein schon deshalb, weil die Bevölkerung in Österreich ständig wächst und immer älter wird. Die Stadt Villach hat im Jahr 2013 die 60.000-Einwohner-Marke erreicht. Im Jahr 2022 zählt sie bereits knapp über 64.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Der Wohnbau boomt zwar, dennoch braucht es alternative Herangehensweisen. Architekten nennen etwa die Umnutzung ehemaliger Wirtschaftsgebäude zu neuen Wohnformen mit einem großen Mehrwert. Diese Objekte ermöglichen es etwa, an Orten oder so zentral zu wohnen, wie es sonst nie möglich wäre, weil die Grundstücke nicht mehr zur Verfügung stehen.
Beratung durch einen Experten
Auch gewissen Vorurteilen, etwa, dass aus einem Altbau kein Effizienzhaus werden könne, kann man mittlerweile selbstbewusst entgegentreten. Durch eine Sanierung im Altbau kann sogar Passivhausstandard erreicht werden. Kombiniert werden dabei oft eine nachträgliche Wärmedämmung, die Optimierung der Fenster und der Heizung. Natürlich birgt der Kauf von Altbestand auch ein gewisses Risiko. Die Sanierung könne zu einem Fass ohne Boden werden, so die Befürchtung. Daher ist eine gute Vorbereitung enorm wichtig. Damit eine Sanierung nicht zu einer Verkettung endloser Maßnahmen wird, ist es ratsam, sich von Beginn an von einem kompetenten Sachverständigen beraten zu lassen. So kann gemeinsam ein sinnvoller Sanierungsplan festgelegt werden. Erscheint einem das Risiko zu hoch, sollte man die Finger besser vom Objekt lassen. Um mit einem weiteren Vorteil von bestehenden Immobilien abzuschließen: Ein Altbau lässt sich den eigenen Wohnbedürfnissen sehr gut anpassen. Man sieht, was einem fehlt und wo man gerne Veränderungen vornehmen möchte. Sich nicht mühsam in Pläne hineinlesen zu müssen und keine langwierigen sowie komplizierten Planungen vorzunehmen spart Zeit, Geld und Nerven. Aber auch Umbaumaßnahmen im Altbau können zur Herausforderung werden. Daher sollte man jedenfalls die Hilfe und Begleitung eines Fachplaners mitbedenken.
Text: Christian Granbacher