Das ist Liebe zur Landwirtschaft
Viel diskutiert werden in der Landwirtschaft die Probleme der Globalisierung und die mit ihr einhergehenden Preisschlachten für die kleinstrukturierten Betriebe in unserer Region.
Hinzu kommen die Landflucht der Jugend und die im Vergleich zum Angestelltenverhältnis deutlich längeren Arbeitszeiten. All diesen Problemen bietet im östlichsten Ort der Gemeinde Stockenboi eine zeitgemäß denkende Bergbauernfamilie mit viel Engagement die Stirn. Die Familie Serro vulgo Weber lebt in Aichach auf etwa 700 Meter Seehöhe, und das knapp westlich der Straße, die über die Windische Höhe führt. Im Ort hat sich in den letzten Jahrzehnten viel getan. Aus dem einsamen Dorf am Waldrand wurde ein dicht bebautes Wohn-Dorf. Obwohl dadurch die landwirtschaftliche Fläche in der unmittelbaren Umgebung kleiner wurde, setzten die Serros auf Eigeninitiative und Selbstvermarktung. Und dieser Weg führt derzeit zum Erfolg.
Zurück in die Landwirtschaft
Drei Generationen leben heute am Hof. Vater Hannes bewirtschaftete den Betrieb im Nebenerwerb. Beim Aufbau gab es familiäre Unterstützung aus Lansach. Sohn Andreas erlernte den Beruf des Tischlers, absolvierte später die Meisterprüfung und wollte daheim neben der Landwirtschaft eine Werkstätte betreiben. Das Vorhaben scheiterte jedoch an der Betriebsstättengenehmigung. Also suchte man nach Alternativen. Weil damals Hannes schon mit 18 Jahren den Hof übernahm, gab er ihn auch schon als Frühfünfziger an Sohn Andreas weiter. Hannes und Karin waren von 2007 bis 2013 im Sommer als Halter und Wirte auf der Gusenalm. So kamen sie auch zur Käseproduktion. Heute bewirtschaften die Serros 15 Hektar Grünland und 15 Hektar Wald. Im Stall stehen 27 Rinder, 16 davon sichern die Milchproduktion.
Die Vermarktungsschiene
Ihrem Konzept der Selbstvermarktung folgen die Bauern vulgo Weber seit 2013. Ein Viertel der Milchproduktion geht heute an Kärntnermilch mit Zentrale in Spittal, und etwa drei Viertel verarbeitet und vermarktet die Familie selbst über Adeg-Märkte im Drautal (zum Beispiel Winkler in Feffernitz, Messner in Zlan und Angerer in Ferndorf sowie Fleischerei Sandriesser in Feistritz/Drau), im Gail- und Mölltal. Mama Karin und Schwiegertochter Carina stehen bei der Verarbeitung an vorderster Front.
Butter und Glundner Käse wird daheim am Bergbauernhof hergestellt. Hinzu kommt selbstgebackenes Holzofenbrot mit Sauerteig. Die Partner-Märkte draußen in den Tälern werden eine Woche von den Hof-Jungen und eine Woche von den jugendlichen Senioren beliefert. Auch bei der Stallarbeit gibt es genaue Absprachen: das ist aber Männersache. Doch wenn’s nottut, dann springen auch die Frauen ein. Zum Beispiel zur Erntezeit.
Milchprodukte, Brot, Honig, Fisch
In einigen Bereichen ist die Familie Selbstversorger. Schwiegertochter Carina brachte von ihrem Vater das Wissen über Bienen und den Honig mit. Als Draufgabe züchtet sie Forellen am Hof. Seit 1760 wird beim vulgo Weber in Aichach Landwirtschaft betrieben. 1842 kamen die ersten Vorfahren der heutigen Besitzer auf den Hof. Längst ist allen vier Erwachsenen klar, dass man die Freude am Hof und an der Landwirtschaft der Jugend vorleben muss. Auch wenn der normale Arbeitstag von 5.45 Uhr bis 18 Uhr dauert. In der Erntezeit wird es mehr. Trotzdem bleibt Hannes und Andreas Zeit für die Freiwillige Feuerwehr Kreuzen. Die Jungen lieben das Eislaufen, und im Winter pflegen sie am Hof eine Eisbahn für Eisschützen. Darüber hinaus werden die Gebäude renoviert und in Schuss gehalten. Auch bei der Mechanisierung achten beide Generationen auf Vernunft. Es soll ja die nächste Generation gerne weitermachen!
Text: Hans Messner