Immobilienpreise werden nicht mehr sinken
Eigentumshäuser und Anlegerwohnungen sind momentan enorm gefragt. Die Immobilienpreise werden in Kärnten weiter ansteigen, wenn auch nicht auf dem aktuell hohen Niveau. Wer eine Immobilie kaufen will, muss schnell sein und sollte die Finanzierung mit der Bank so früh wie möglich klären.
Das Immobiliengeschäft boomt wie nie zuvor. Im Bundesland Kärnten – vor allem in Villach und Klagenfurt – werden sehr viele Bauprojekte verwirklicht. „Da die Haushalte immer kleiner werden und auch der Bedarf an Single-Wohnungen steigt, werden sehr viele Einheiten benötigt“, erklärt Thomas Kircher, Geschäftsführer bei Raiffeisen Immobilien in Villach. Pro Objekt gebe es zehn potenzielle Käufer – die Nachfrage nach Wohnraum ist also riesig. Bei den Grundstückspreisen, so Kircher, sei Kärnten gemeinsam mit dem Burgenland bisher das Schlusslicht gewesen. So teuer wie in Tirol, Salzburg oder Wien seien die Immobilien nicht, aber das Preisniveau steige aktuell auch hier sehr stark an, und die Entwicklung setze sich in diese Richtung fort. Ob eine Immobilienblase, wie in den USA im Jahr 2008, denkbar sei, wollte „VILLACH exclusiv“ vom konzessionierten Immobilientreuhänder erfahren. Seine Antwort lautet eindeutig: „Nein, so etwas wird es in Österreich und auf den etablierten Märkten nicht geben. Die Immobilienblase war eigentlich eher ein Bankenproblem, weil es viele Kredite gab, die zu leichtfertig und ohne Sicherheiten vergeben wurden“, sagt Thomas Kircher. Wenn man rein die Immobilien betrachte, sei es damals nicht einmal in den USA zu einem Rückgang der Preise gekommen. „Es gab nur einen leichten Knick in der Preissteigerung bei den Immobilien“, so Kircher. Das Ansteigen der Preise wird also bleiben, auch wenn wahrscheinlich nicht so rasant, wie dies aktuell der Fall ist
Terrassen und Gärten sind gefragt
„Die Immobilienpreise in Österreich sind von 2015 bis 2020 im Durchschnitt um 36 Prozent gestiegen. Ein Grund dafür ist die steigende Nachfrage, die von Bevölkerungswachstum und niedrigen Zinsen getrieben ist“, bestätigt Gernot Schick, Geschäftsführer von Schick Immobilien. Besonders stark nachgefragt seien Lagen im städtischen Raum und in Tourismusgebieten.
Die Pandemie habe den Wohnimmobilienmarkt auch insofern verändert, als dass der Wunsch nach Freiflächen zugenommen habe. „Terrassen oder Gärten sind sehr gefragt“, so Schick, der davon ausgeht, dass im Bereich des Angebots schon zeitnah eine Entspannung am Immobilienmarkt eintreten könnte. Dies werde bedauerlicherweise auch daran liegen, dass Menschen aufgrund von Arbeitsplatzverlusten in Zugzwang geraten könnten. „Wir haben derzeit ein geringes Angebot an gebrauchten Eigentumswohnungen oder Einfamilienhäusern. Wer nicht verkaufen muss, verkauft nicht“, erklärt Schick
Gründe dafür seien das anhaltend niedrige Zinsniveau und dass Immobilien als sehr sichere Anlageform gelten. Denn viele wollen gegenwärtig in Form von Anlegerwohnungen für sich und ihre Nachfahren Sicherheit schaffen.
Finanzierung rasch abklären
Dass Häuser für den Eigenbedarf und Anlegerwohnungen momentan sehr gefragt sind, kann Frau Dr. Birgit Rader, Geschäftsführerin bei Dr. Rader Immobilien in Villach, voll und ganz bestätigen. Ihre Spezialisierung liegt in der Vermittlung von hochwertigen Immobilien in den besten Lagen Kärntens. Interessant ist, dass auch im Hochpreissegment noch immer eine sehr hohe Nachfrage herrscht. „Vor allem, was die Rendite anbelangt, ist es bei uns in Kärnten, verglichen mit anderen Bundesländern, immer noch günstig“, erklärt Birgit Rader. Während die Erträge einer gekauften Immobilie in Tirol, Salzburg oder Wien leicht steigen würden, dürfe man diesbezüglich in Kärnten mit einer hohen Rendite rechnen. „Angebotene Immobilien werden sehr schnell verkauft und sind sofort weg. Dieser Trend wird auch in den nächsten Jahren sicherlich anhalten“, erklärt Frau Dr. Rader, die diesbezüglich einen wichtigen Hinweis für Käufer deponiert: „Wir raten unseren Kunden, vorab mit der Bank abzuklären, welche Kreditsumme sie zur Verfügung gestellt bekommen. Wenn wir dann eine Immobilie finden, kann sehr viel Zeit gewonnen werden, wenn die Finanzierung bereits fixiert ist.“
Vertrauen ist wichtig
Michaela Lepuschitz, Geschäftsführerin bei Geo Immobilien in Velden am Wörthersee, sieht die stark steigende Preisentwicklung am Immobilienmarkt kritisch: „Die Preise steigen, und wir sind noch lange nicht am Zenit angelangt. Normale Arbeitnehmer können sich eigenen Wohnraum so gut wie nicht mehr leisten, dabei sollte dieser jedem zugänglich sein.“
Wer über kein Erbe verfüge, könne das Eigenheim kaum noch finanzieren. Gerade bei steigenden Preisen sei das Vertrauen in den Immobilienmakler ein bedeutender Faktor. „Ich möchte der negativen Behaftung der Immobilienbranche entgegenwirken. Es geht nicht darum, schnell Provisionen abzukassieren, sondern wir müssen in erster Linie unserer Auskunftspflicht nachkommen und die Verkäufer und Käufer über alle Details informieren“, so die Überzeugung von Michaela Lepuschitz. Niemandem sei geholfen, wenn es dann beim Unterschreiben des Kaufvertrages beim Notar zu bösen Überraschungen komme.
Umso wichtiger ist es, den Kauf einer Immobilie sehr gut vorzubereiten und auch zu prüfen. Gespräche mit Bankiers und Notaren sind war zeitaufwendig, lohnen sich aber, da der Kaufvertrag zu einer Immobilie meist nur einmal im Leben erstellt wird. Jedenfalls gilt es Klauseln zu beseitigen, die den Käufer oder auch den Verkäufer benachteiligen.
Text: Christian Granbacher