Ausgabe 38: Herbst / Winter 2018

Kostenfalle Baustelle

Nirgends kann so rasch Geld verloren gehen wie beim Bauen und Renovieren.

Beim Hausbau oder bei der Renovierung einer Immobilie ist eine ganz große Portion Vorsicht und Skepsis unbedingt notwendig, denn selbst kleine Mängel können, wenn sie nicht behoben werden, zu großen Problemen
werden. Schon beim Kauf des Grundstückes sollte man alles hinterfragen: Liegt eine reine Bauwidmung vor oder eine gemischte? Wie hoch werden die Anschlusskosten sein? Ist der Anschluss an das örtliche Kanalsystem möglich? Gibt es öffentliche Verkehrsmittel? Steht ein schnelles Internet zur Verfügung? Sind Straßen geplant? Wie ist das neue Heim erreichbar bzw. wie sind Arbeitsplatz, Schule, Kindergarten, Einkaufsmöglichkeiten … erreichbar? Ist die Lage für Familien ideal? Und wie wird man sich hier fühlen, wenn man zu zweit oder alleine hier lebt? Letztlich gilt, stets eine Reserve bereit zu halten, denn allfällige Nebenkosten summieren sich rasch zu einer erklecklichen Summe. Erst wenn die Eigenmittel in einem vernünftigen Verhältnis stehen, sollte man ans Werk gehen. Zwischen 15 bis 30 Prozent sollten die Eigenmittel betragen.

 

Selber planen
Bauvorhaben sind komplex. Deshalb sollte man unbedingt einen erfahrenen Planer an der Seite haben. Das gilt auch für die gesamte Technik, die von Anfang an mitberücksichtigt werden muss. Auch sollte man sich für die Planung Zeit lassen und die verschiedenen Alternativen in Ruhe durchdenken.

 

Kein Vergleich
Für jede Leistung, die man vergibt, sollte man mehrere Angebote einholen. Den Firmen kann man ein detailliertes Leistungsverzeichnis vorlegen, das von einem Experten erstellt wird. Wer sich für ein Fertighaus entscheidet, hat den Planer von Anfang an an der Seite und erhält schließlich ein umfassendes Angebot mit Fixpreisgarantie. Auch hier sollte man sich mehrere Angebote anschauen und vergleichen. Um Überraschungen zu vermeiden, sollten Alternativen zu Baumaterialen gesucht und Vergleichsangebote eingeholt werden. Denn nicht immer ist der Preis entscheidend. „Je billiger das Haus ist, desto größer ist die Gefahr, dass es nichts taugt“, so ein bautechnischer Insider. Weil die Preise in der Branche in den Keller rutschen und sich die Bauzeiten verringern, bleibe häufig die Bauqualität auf der Strecke.

 

Nachträgliche Änderungen
Zu nachträglichen Änderungen sollte man sich nicht hinreißen lassen, denn das führt zu beträchtlichen zusätzlichen Kosten. Die gerade gemauerten Wände werden wieder rausgeschlagen, aber dann passt die Statik nicht mehr, und es muss wieder neu geplant werden. Leider bedenken Bauherren dabei nicht, dass ihnen anschließend die Kosten davonlaufen. Nach Angaben von Experten können die Kosten aufgrund von Baufehlern um 20 bis 30 Prozent über den ursprünglichen Plänen liegen. Vor allem bei den Badezimmern zahlen Bauherren Lehrgeld. Denn wenn Fliesen und andere Sanitäreinrichtungen plötzlich ausgewechselt werden, geht das schnell ins Geld. Und wenn weitere Leitungen verlegt werden müssen, ergeben sich Folgekosten.

 

Pfuscher
Herrlich, wieder viel Geld erspart! Der ambitionierte Pfuscher bietet unschlagbare Preise. Doch bevor er ans Werk geht, sei bedacht, ob er für eventuelle Fehlleistungen auch haftet? Ob man selbst in der Lage ist eine ordnungsgemäße und der Norm entsprechende Durchführung zu bewerten, bleibt offen. In manchen Bereichen wie beispielsweise Elektroinstallation oder Sanitär könnte sogar manche Versicherung aus der Haftung fallen. Wer Bauarbeiten selbst durchführen oder Dinge anfertigen möchte, braucht zumindest etwas handwerkliches Geschick, Geduld und vor allem Zeit. Denn es kann letztlich sehr teuer werden, wenn dem Heimwerker Fehler unterlaufen.

 

Weniger ist mehr
Auch werde vielfach zu groß gebaut. Die Frage ist, welche Fläche brauche ich wo im Haus. Ein guter Baufachmann rät Bauherren, sich in anderen Häusern Anregungen zu holen und zu vergleichen. Im Nachhinein erweisen sich zu große Räume als schlechter beheizbar und damit als ungemütlich.

 

Anwesenheit
Eine eherne Regel gilt für die Bauherren: „so oft wie möglich die Baustelle besuchen.“ So können Fehler bereits im Entstehen korrigiert werden. Die andere Möglichkeit wäre, das ganze Projekt einem Generalunternehmer zu übergeben. Dies kostet zwar auf den ersten Blick mehr, doch in Summe kann die Rechnung gut ausgehen, alleine wenn man bedenkt, welche Fehler einem selbst unterlaufen könnten.

 

Text: Peter Umlauft