Positiv denken – allen Krisen zum Trotz
Multiple Krisen beschäftigen uns schon seit längerem. Es ist wieder Zeit, den Blick nach vorne zu richten. Wie man mit Herausforderungen umgehen kann und weshalb es Positives zu berichten gibt.
Genau genommen befinden wir uns seit mehreren Jahren im Krisenmodus. Exemplarisch dafür stehen die jeweiligen Worte des Jahres hierzulande und in unserem Nachbarland Deutschland. Das Wort des Jahres 2022 in Österreich lautete „Inflation“, jenes des Jahres 2023 „Kanzlermenü“. Bezugnehmend auf das Thema Kinderarmut empfahl Bundeskanzler Karl Nehammer einen Hamburger bei McDonald’s als „billigste warme Mahlzeit in Österreich“. In Deutschland lässt die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) eine Jury aus Experten das Wort des Jahres wählen. „Krisenmodus“ landete 2023 auf dem ersten, „Antisemitismus“ auf dem zweiten Platz. Dahinter folgte „leseunfähig“. „Die Liste spiegelt die Realität wider, und die Realität ist derzeit ziemlich düster“, sagt die GfdS-Geschäftsführerin Andrea Ewels. Die Gesellschaft befinde sich seit 2020 im „Krisenmodus“, sagt sie mit Blick etwa auf die Coronapandemie, den Krieg Russlands in der Ukraine, die Energiekrise, die Bildungsmisere und den Angriff der Terrormiliz Hamas auf Israel. Die Liste der Probleme lässt sich noch fortsetzen: Die ohnehin hochpreisigen Immobilien und Grundstücke erfahren heuer abermals Preissteigerungen, die Lebensmittel sind teuer, die globale Erwärmung schreitet voran, und die Firmeninsolvenzen in Kärnten sind im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. Nun aber Schluss mit den Negativmeldungen, denn umso schwieriger die Lage für Wirtschaftstreibende und Private ist, desto mehr Mut und Zuversicht braucht es. Studien belegen, dass positives Denken den mentalen Stresslevel reduziert, das Immunsystem stärkt und so die eigene Gesundheit fördert.
Krisen als Wendepunkte
Es geht beim positiven Denken nicht um Realitätsverweigerung – denn Krisen bieten durchaus Gründe, pessimistisch oder ängstlich zu sein –, aber eine optimistisch realistische Grundhaltung kann Menschen dabei helfen, Probleme auch tatsächlich anzupacken. Es geht darum, innovativ zu sein, Mittel und Wege zu finden, sich den schwieriger werdenden Voraussetzungen anzupassen. Krisen sind Wendepunkte, und sie bringen oft unerwartete Veränderungen hervor, die uns vor Herausforderungen stellen. Meist ist man dabei stark auf das Problem fokussiert, sodass Chancen nicht wahrgenommen werden. Das bequem Gewohnte ist mit einem Schlag nicht mehr so wie vorher. Und genau dann geht es darum, Strategien zu entwickeln, um Krisen bewältigen zu können. Wer sich gegen die Realität stellt, verliert. Ist eine Situation nicht so, wie man sie aktuell gerne hätte, und man selbst kann daran nichts verändern, dann ist ein erster wichtiger Schritt die Akzeptanz, dass ein Problem vorherrscht. Dies hat nichts mit Selbstaufgabe zu tun, sondern es sind einfach alternative Schritte notwendig, um die Situation wieder hin zum Besseren zu führen. Vor allem jetzt braucht es aus wirtschaftlicher Sicht Mut und Zuversicht. Startup-Unternehmen stehen für diese beiden Werte und zeigen vor, dass Neues zu wagen und innovative Methoden zu versuchen ein wichtiges Werkzeug sein kann. Zuversicht nährt nämlich die Überzeugung, dass sich Ideen und Projekte gut entwickeln werden und dass etwas gelingen wird.
Richtig auf Krisen reagieren
Verschiedene Institutionen reagieren bereits auf den Status quo und geben Anleitungen, wie man den multiplen Krisen begegnen kann. „Perspektive Zukunft“ beispielsweise ist eine Initiative der Wirtschaftskammer Österreich. Hier finden Unternehmer Tipps von Experten: So geht es darum, die eigenen Ressourcen zu analysieren, die langfristige Nachfrage richtig einzuschätzen, sich auf jene Geschäftsfelder zu konzentrieren, die profitabel sind, und einen Plan zu erstellen, welche Kapazitäten man langfristig benötigen wird. Ein weiteres Tool, um Krisen zu begegnen, ist die Weiterbildung. Wer seinen Job verloren hat, Positiv denken – allen Krisen zum Trotz kann die Chance nutzen, sich beruflich neu zu orientieren. Es gibt genügend Beispiele, als Menschen zu Coronazeiten die Branche wechselten und bis heute in diesem neuen Metier verblieben sind. Weiterbildung und Wissensvermittlung haben maßgeblichen Einfluss auf die Innovationskraft und Effizienz von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Proaktiv handeln
Sollte man sich in gewissen Phasen fremdbestimmt und hilflos fühlen, gibt es so gut wie immer die Möglichkeit, proaktiv zu handeln. Auch wenn man gefühlsmäßig nichts an einer Situation ändern kann, gilt es, trotzdem aktiv zu bleiben. Gut sind hier vor allem sinnerfüllendes Arbeiten oder aktives Beitragen zu einem gemeinsamen Ziel. Gut beraten ist man außerdem, wenn man eine Außensicht einholt. Ratschläge von anderen Menschen und Unternehmern können helfen. Oft verlieren wir uns in einer Art Tunnelblick, sehen nur Details und vergessen darauf, Kollegen, Freunde oder Verwandte mit ins Boot zu holen. Auch sich daran zu erinnern, als man eine ausweglos erscheinende Situation meistern konnte, kann produktiv sein.
Auch sehen, was gut läuft
Viele Medien zeichnen derzeit ein düsteres Bild. Klarerweise dient kritischer und investigativer Journalismus dazu, Missstände aufzuzeigen und zu schreiben, was Sache ist. Dennoch sollte man nicht allzu sehr mit den Wölfen heulen, sondern Positives hervorheben und auch Bereiche erkennen, bei welchen in Österreich noch Potenziale ausgeschöpft werden können. Man soll den Blick dafür schärfen, was in unserem Land alles auf Spur läuft. Neben einem gut funktionierenden Sozial- und Gesundheitssystem, regelmäßigen Kollektivvertragsverhandlungen, betrieblichen Gesundheitsförderungen, einem funktionierenden Tourismus und zahlreichen Betriebsansiedlungen verzeichnet man in Österreich jüngst auch wieder sinkende Inflationsraten, und auch die Zinsen gehen wieder etwas nach unten. Durch die zentrale Lage bietet Österreich einen guten Zugang zu einem riesigen Markt von etwa 750 Millionen potenziellen Kunden im Herzen Europas. Innerhalb von drei Flugstunden ist jede europäische Stadt von Wien aus erreichbar. Kurzum: Es ist auch erlaubt, wieder etwas positiver in Richtung Zukunft zu blicken.
Sieben Strategien, mit Krisen umzugehen
Die Zeiten werden herausfordernder. Anstatt Krisen hinzunehmen, tut es gut, sich mit den Gegebenheiten zu konfrontieren und diese aktiv anzugehen, um schwierige Situationen zu meistern.
1. Die Situation annehmen: Was nicht zu ändern ist, muss man als Realität anerkennen. Wo man aber selbst für positive Veränderungen sorgen kann, gilt es, anzusetzen.
2. Eine positiv realistische Grundhaltung einnehmen: Wer positiv denkt, lebt gesünder.
3. Ziele festlegen und Strategien danach ausrichten, Analysen des Ist-Zustandes anstellen und Methoden entwickeln, um Ziele auch erreichen zu können
4. Abschnitte visualisieren: „Ein halbes Jahr“ kann erdrückend wirken. Wer sich Ziele für die nächsten Wochen setzt, hält diese überschaubar und somit auch realisierbar.
5. Bei sich selbst bleiben: Nüchtern über sich selbst reflektieren. Wo liegen meine Stärken? Wo meine Schwächen? Vor allem geht es darum, wie man die eignen Stärken zusätzlich stärken könnte.
6. Kooperationen eingehen: Es klingt klischeehaft, führte aber schon oft zum Erfolg: Gemeinsam geht alles einfacher. Bei privaten Sorgen findet man im Familienkreis und bei Freunden Halt. Im Business kann man sich mit innovativen Unternehmen zusammentun.
7. Auch das Positive sehen: Egal, wie schlimm eine Situation scheint. Es gibt jeden Tag positive Ereignisse, und es gibt viele Faktoren, die auch schon jetzt gut und in Ordnung sind.
Text: Christian Granbache