Sechs Länder auf dem Rad
Sportlich ist der Fresacher Sigi Pertl ein Vielseitiger: Bergsteigen, Klettern, Tennis, Schitouren,
Trekking und das Radfahren zählt er zu seinen Freizeitaktivitäten.
Nach der Pensionierung im Jahr 2014 wurde Sigi sofort aktiv. Radtouren durch Europa plante er: fünf hat er bereits absolviert. Ganz dem Motto folgend: der Weg ist das Ziel. Eine der erlebenswerten Touren führte ihn von der Nordsee, teils dem Rhein und der Mosel entlang, in insgesamt sieben Länder Europas und schließlich am Drauradweg heim nach Fresach. Schlafgelegenheiten und Essen organisiert Pertl spontan. Als Sicherheit führt der Weit-Radler einen Biwaksack mit sich.
An der Nordseeküste
Die Stadt Delfzijl in den nordöstlichen Niederlanden war der Ausgangspunkt der Radreise. Sie liegt hart an der deutsch-holländischen Grenze, dort, wo die Ems in die Nordsee mündet. Wasser ist für Sigi ein wichtiger Begleiter. Spektakulär, aber stark windausgesetzt war die Fahrt über den 32 km langen Afsluitdijk (Abschlussdeich): der führt über offenes Wasser. Nordsee-Erlebnisse, rheinische Lebensfreude in Düsseldorf oder Köln, Weinseligkeit an der Mosel, Frankreich mit Höhenmetern in den Vogesen und die Rückkehr zum Rhein prägten die Radreise.
Ebenso die Durchquerung der Schweiz, der „Sprung“ nach Tirol und hinunter in das Wein- und Apfelland Südtirol. Heimatliche Gefühle entwickelten sich im Pustertal und erst recht östlich von Toblach der Drau entlang.
Persönliche Begegnungen
Sigi agiert bei seinen Radreisen nicht wie ein Einzelgänger, sondern geht offen auf die Menschen zu. Das kommt von denen auch so zurück. Egal ob in Amsterdam, am Rhein oder an der Mosel. In der Schweiz kam es zum Wiedersehen mit ehemaligen Trekking-Kolleginnen und -Kollegen. Kontakte pflegt der Fresacher nach seinen Reisen über Jahre hinweg. Sehenswert sind in Holland die Rad-Kreationen. In Alkmaar traf er mit seinem Drautaler Käse-Rad-Leiberl im Käsemuseum der Stadt dessen Wiener Leiterin. Käse traf Kaas. Im Rheinland wurde er von einer originellen Herrenrunde, die mit Traktor und Wohnwagen unterwegs war, kurzerhand auf einen guten Schluck eingeladen. Dann gab es noch den Motorradfahrer, dessen Maschine ein Dieselmotor antreibt. Im Pustertal begegneten ihm zwei junge Pakistani, die zu Fuß auf dem Weg von Deutschland nach Pakistan waren.
Von Kaas bis Studentenfutter
Sigi ist kein Kostverächter. Regionale Spezialitäten sind ihm längst von Dänemark bis Dalmatien bekannt. Mittags gab es meistens Studentenfutter, Obst und viel Wasser. Abends wird regional geschmaust. Da darf’s auch ein Flascherl Bier oder ein Glaserl Wein sein. Denn das 34 kg schwere Rad (samt Gepäck) muss ja am nächsten Tag wieder über 100 km und mehr bewegt werden. Die längste Tagestour auf dieser Route erstreckte sich über 132 km. So nebenbei mussten 1.425 Höhenmeter bewältigt werden. Die Gesamt-Fahrzeit auf der Tour betrug 27 Tage, die Route erstreckte sich über 2.286 km mit insgesamt 11.106 Höhenmeter. Kompliment!
Text: Hans Messner
Die Route
Holland: Delfzijl–Afsluitdijk(Abschlussdeich)–Den Helder–Alkmaar–Amsterdam–Rotterdam – dem Rhein entlang nach Deutschland mit dem Städten Duisburg, Düsseldorf, Köln, Bonn, Koblenz, Trier.
Frankreich: Metz–Nancy–Mosel-Quelle–Mühlhausen.
Schweiz: Basel–Winterthur–Dipoldsau.
Österreich: Feldkirch–Bludenz–Landeck–Reschenpass.
Italien: Reschensee–Meran–Bozen–Brixen–Toblach.
Österreich: Sillian–Lienz–Spittal/Drau–Fresach.