Wunsch versus Wirklichkeit
Die einen verkaufen, die anderen kaufen – Immobilien sind derzeit wieder hoch im Kurs. Nicht selten prallen hier verschiedene Welten und Erwartungen aufeinander. Fingerspitzengefühl, Fachwissen und auch eine realistische Einschätzung der Immobilie als Schlüssel für jedes erfolgreiche Immobiliengeschäft.
„Die momentane Zinssituation sowie Finanzierungsmöglichkeiten machen den Eigentumserwerb sehr interessant“, so Immobilien-Fachgruppenobmann der Wirtschaftskammer Kärnten Paul Perkonig. „Ob Miete oder Eigentum ist eine Grundsatzentscheidung – aber es wäre eher a-typisch, sofern die Familien- und Lebensplanung ganz klar in die Richtung geht, sich langfristig niederzulassen, jahrzehntelang in Miete zu investieren und am Ende nichts davon zu haben.“ Kärnten hat eine hohe Eigentumsquote, und der Trend hält an, sich im Rahmen seiner Möglichkeiten, Eigentum zu erwerben. Nicht selten klaffen dabei Wunsch und Wirklichkeit weit auseinander. „Dass Immobilienpreise explodieren ist nicht nur den gestiegenen Rohstoffpreisen, Transport- oder den gestiegenen Baukosten geschuldet, sondern u. a. auch den unzähligen neuen Bauvorschriften und Auflagen“, so Perkonig, „und hier ist einmal mehr die Politik gefordert, bestehende Richtlinien zu überdenken. Nur ein Beispiel dafür ist die sogenannte Stellplatzrichtlinie im innerstädtischen Kernbereich. Fällt diese Verpflichtung für Wohnungen unter 50 Quadratmetern, also Wohnungen die vor allem von jungen bzw. älteren Menschen nachgefragt werden, dann ist das nur eine der Möglichkeiten, Wohnen – von der Politik initiiert – günstiger zu gestalten.“
Eigentumswohnungen boomen
„Aktuell werden in Villach und im städtischen Einzugsgebiet Eigentumswohnungen in allen Größen von der Zweizimmer- bis hin zur Familienwohnung sehr stark nachgefragt“, weiß Perkonig aus seiner Arbeitspraxis, „die Ansiedelung großer Unternehmen wie etwa Infineon schafft nicht nur Hunderte neue Arbeitsplätze, sondern auch eine verstärkte Nachfrage auf dem Immobilienmarkt.“
Was Käufer wissen sollten …
Haus vs. Eigentumswohnung: Kaufe ich eine Wohnung, bin ich die Sorge der Investitionsthematik weitgehend los. Durch die monatlichen Betriebskosten, die an die Hausverwaltung abzuführen sind, zahle ich in den Investitions- oder Rücklagen-Fonds ein. Aus diesem Topf werden bei Bedarf sämtliche Investitionen getätigt. Bei einem Haus hingegen muss der Eigentümer selbst für Reserven sorgen, um etwaig anfallende Investitionskosten (Sanierungs- oder Reparaturarbeiten) abdecken zu können. Generell gilt vor einem Kauf: verschaffen Sie sich Einblick in die wichtigsten Unterlagen, dazu gehören u. a. Wohnungseigentumsvertrag, Betriebskostenabrechnungen, Nutzwerkgutachten, Auskunft über den Rücklagen-Fonds … Berücksichtigen Sie in ihrem Finanzierungsmodell auch Steuern und Nebengebühren wie etwa Grundbucheintragungsgebühr, Grunderwerbssteuer, Notarkosten, Maklergebühren …
Was Verkäufer bedenken sollten …
Oftmals wird die persönliche Vorstellung des Verkaufspreises nicht von außenstehenden Experten verifiziert. Werden nicht realistische Marktpreise angesetzt, wird es auch schwer zu realisieren sein, das Objekt rasch zu verkaufen. Spätere Preisanpassungen nach unten sind aus marketing-technischer Sicht nicht optimal. Emotionale Verbundenheit mit dem Objekt sollte nicht in die Preisgestaltung miteinfließen. Also wichtig: von Anfang an realistisch erzielbare Preise ansetzen. Mit marktgerechten Preisen kann man im Prinzip jedes Objekt verkaufen.
Text: Gerlinde Tscheplak